Chemiestudium mit Linux und TeX

Die Qual der Wahl des Betriebssystems

Nachdem ich nun fast ein ganzes Jahr lang nur meinen alten Dell Inspiron 1525 von 2008 verwendet habe und das neuere Modell von 2012 nur in der Ecke stand, habe ich mich gestern damit beschäftigt, alle eventuell noch wichtigen Daten von der Festplatte zu sichern und habe heute noch einmal ein Image von der Festplatte gemacht (nur falls irgendwelche Registrierungsschlüssel irgendwo in den Tiefen der Registrywiki verschüttet sein sollten). Während ich auf die Fertigstellung des Images gewartet und meinen Sohn mit Bindehautentzündung gepflegt habe, hatte ich eine ganze Menge Zeit, mir über das Partitionierungsschema Gedanken zu machen.

Bis vor kurzem hatte der Rechner eine große Windows-Partition (aufgesetzt zum Spielen von Computerspielen – vor der Geburt meines Sohnes hielt ich das noch für einen sinnvollen Zeitvertreib) und eine kleine Debian-Xfce-Partition. Da ich für die Universität regelmäßig eine Reihe von Windows-Programmen benötige und wegen der Kompatibilitätsprobleme zwischen LibreOffice und Microsoft Office Bitten meiner Kommilitonen, mich an der Korrektur von Protokollen zu beteiligen, aktuell nur mit Formatierungskäfern und Einstellungsquark quittieren kann, war von Anfang an klar, dass ich auf jeden Fall weiterhin eine Windows-Partition haben möchte. Zwar hatte ich darüber nachgedacht, einen Versuch zu starten, alle Programme unter Winewiki laufen zu lassen, aber so viel Ärger sind mir diese Programme nicht wert.

Da ich eine mit 120GB relativ kleine SSD in dem Notebook verbaut habe, habe ich mir lange Gedanken über die Platzaufteilung gemacht. Einerseits weiß ich um die Speicherhungrigkeit von Windows (frisch installiert ohne Updates… ich habe gerade nachgesehen und staune: nur 7,8GiB, was sich aber nach allen „notwendigen“ Updates schnell verdreifacht – und dann soll ja auch noch Platz für Programme sein, ohne dass Windows gleich Panik bekommt, dass die Festplatte voll ist), andererseits sollte natürlich die Linux-Partition so viel Speicher wie möglich eingeräumt bekommen, da ich später mal mein ganzes System darauf migrieren möchte. Meine Idee war, für Windows-Programme und Linux-/home-Partition eine gemeinsame TrueCrypt-verschlüsselte NTFS-Partition zu verwenden. Die Verschlüsselung der installierten Programme wäre zwar ein riesiger Overkill, aber so wäre der Unmöglichkeit, die Speicherallokation im Voraus planen zu müssen, beizukommen gewesen.

Nachdem ich nun aber mein Windows installiert habe, hat sich mir jedoch eine wesentlich einfachere Lösung offenbart: Ich hoffe das mein aktueller Uni-Rechner noch eine ganze Weile hält, kümmere mich um die System-Migration, wenn es so weit ist und belasse den neuen Rechner vorerst gänzlich ohne Linux-Partition. Wenn ich dann mal mein Hauptsystem auf den Rechner umziehen werde, wird das Windows sowieso auswandern müssen – vielleicht auf das Netbook, mit dem ich im 4. Semester experimentiert habe.

Die neue Lösung hat zwar emotional bei mir keine Resonanz gefunden („Ich will Linux auf allen meinen Rechnern…“), aber pragmatisch erscheint sie mir die als die Sinnvollste.

Comments on: "Die Qual der Wahl des Betriebssystems" (2)

  1. Dieses Problem – Windows für einige wenige Programme, die man im Studium braucht – kenne ich nur zu gut. Ich habe das dann so gelöst, dass ich mir dafür eine Windows-VM gemacht habe. Und Windows braucht nicht auf einer SSD zu laufen, wenn du Windows nicht so oft einsetzt. Wäre also eine Überlegung wert eine zweite Festplatte einzubauen. Zusätzlich dazu wäre dann auch deine Windows“partition“ in Form der VM gleich komplett mitverschlüsselt.

    • Toshiki said:

      Darüber, Windows als VM laufen zu lassen, hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Das Problem ist dann nur, dass ein Windows in einer Sandbox auch keinen direkten Zugriff auf die Grafikkarte hätte – dann müsste ich mich von 3D-Spielen gänzlich verabschieden… (dumm nur, dass ich in meiner Freizeit eines zu programmieren und auf Windows zu testen gedenke) zumindest ohne VGA-Passthrough. Aber wozu der Aufwand, wenn ich das Linux aktuell auf dem Rechner sowieso nicht brauche? Die traurige Wahrheit ist ja sogar, dass ich den Rechner als solchen nicht einmal vermissen würde, wenn er den Dienst aufgäbe… Da kann mir das Betriebssystem auch egal sein.

      Dass ein Windows, das ich im Schnitt einmal die Woche verwende, nicht auf einer SSD installiert sein muss, sehe ich schon ein. Das Problem ist nur, dass ich das zu Beginn meines Studiums vor über zwei Jahren (als ich die SSD gekauft habe) noch nicht wusste – andererseits will ich sie nicht einfach in der Schublade vergammeln lassen. Leider hat der Inspiron 5520 intern nur einen SATA-Anschluss und gibt mir deshalb nicht die Möglichkeit, eine zweite Festplatte einzubauen (und eine externe Festplatte für ein Betriebssystem ist mir wegen potentieller Wackelkontakte zu unsicher – von der Performance-Einbuße gegenüber SATA III mal abgesehen). Wenn dem so wäre, würde ich übrigens die beiden Betriebssysteme einfach auf unterschiedlichen Festplatten installieren und hätte dann zwei vollständig unabhängige Betriebssysteme zwischen denen ich dank BIOS schon in der Preboot-Phase wählen könnte.

      Nachdem ich jetzt eine Stunde lang aktuelle Software (26 Freeware-Programme, 7 proprietäre muss ich dann noch auf meiner externen Festplatte finden) für Windows heruntergeladen habe (da lernt man ein Repository erst richtig zu schätzen), werde ich das morgen mal der Reihe nach installieren (und immer schön schauen, was ich anklicke, um ja keine ungewollten Toolbars mitzuinstallieren *kotz*). Vorher muss ich den Rechner aber noch von einer Linux-Live-CD starten, um ein Henne-Ei-Problem zu lösen: Die USB-Ports laufen unter Windows erst, wenn die Treiber dafür installiert wurde. Um sie zu installieren muss ich sie also irgendwie anders auf die Festplatte kopieren. Schon lustig (eigentlich wollte ich sagen exhilarating), mal einen Fall gefunden zu haben, wo Hardware nativ unter Linux läuft, Windows aber einen Extratreiber braucht.

      Wie dem auch sei. Ich möchte Dir für Deine nützlichen Tipps auf meiner Seite danken.